Warum sollte man sich eigentlich mit Mathematik beschäftigen? Wann braucht man im echten Leben denn bitteschön schon einmal Polynomdivisionen oder den Satz des Thales?

Nun, sich mit Mathematik auseinanderzusetzen, bedeutet in allererster Linie, die Welt um sich herum mit offenen Augen zu betrachten, sich zu fragen, in welcher Beziehung die Dinge, die man vorfindet, zu einander stehen und diese Zusammenhänge systematisch und losgelöst von der konkreten Sache zu untersuchen und – zu verstehen. Mathematik zu betreiben, ist schlichtweg der Versuch, diese Fähigkeit zu trainieren und dem konkreten und intuitiven Verständnis von Beziehungen und Vorgängen, das jede/r Einzelne von uns besitzt, ein abstraktes und analytisches Begreifen zur Seite zu stellen, das unsere Urteilsfähigkeit schärft und es uns erlaubt, ein wohlbegründetes Vertrauen in unsere Entscheidungen zu haben.

Die Frage, wozu man die Polynomdivision braucht, ist damit ähnlich absurd, wie die Frage, wozu man push ups, pull ups oder sit ups braucht. Als isolierte Bewegung ist ein push up zugegebenermaßen ziemlich sinnlos. Die konkreten Situationen, in denen ein einzelner push up zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensumstände führt, können wohl an einer Hand abgezählt werden. Trotzdem wird einem jeder Sportler bestätigen, dass es überaus sinnvoll ist, diese Übung in sein Training einzubauen. Die Fähigkeit diesen Vergleich analoger Strukturen in unterschiedlichen Bereichen unser Lebenswelt nachzuvollziehen? Das ist übrigens auch Mathematik. Philosophen und Germanisten wildern nur gerne in fremden Revieren.

Natürlich "braucht" man zahlreiche spezifische Anwendungen der Mathematik auch zur erfolgreichen Bewältigung des schnöden Alltags – um etwa zu herauszufinden, wie alt Tom jetzt eigentlich geworden ist oder die Beantwortung der Frage, wie viele Farbe man denn für den neuen Anstrich benötigt. Auch für den Lebensbereich, über den sich viele Abiturient/inn/en beklagen, viel zu wenig zu hören, sind mathematische Kenntnisse natürlich extrem hilfreich: Finanzen.

Der echte Nutzen der Mathematik beginnt aber eigentlich erst dort, wo der praktische Nutzen in den Hintergrund tritt und man es sich erlaubt, sich von der ständigen Frage nach der konkreten Anwendung zu emanzipieren. Sich mit Mathematik zu beschäftigen ist mehr, als den Preis von drei Orangen und zwei Äpfeln zu bestimmen. Sich mit Mathematik zu beschäftigen, ist Denken Lernen.

Man könnte das im Sinne der modernen Didaktik auch kompetenzorientiert formulieren: Als gute Mathematiker schätzen wir Situationen korrekt ein und finden auf kreative Art und Weise den idealen Weg, um so auf sie Einfluss zu nehmen, dass sie für uns einen positiven Ausgang nehmen. Oder so: Als gute Mathematiker finden wir zu jedem Problem eine passende Lösung und besitzen die geistige Flexibilität und Ausdauer, um diese bis zum Ende zu verfolgen.

Natürlich kann man auch ohne Mathematik ein glückliches Leben führen. Man kann ja auch ohne Geld glücklich leben. Während es allerdings durchaus zahlreiche Beispiele für Menschen gibt, die ohne Geld tatsächlich deutlich glücklicher sind, kann man ohne zu zögern behaupten, dass mathematische Fähigkeiten absolut jedem ein besseres Leben bescheren. Was ist besser als Schreiner? Schreiner mit Mathematik. Besser als Instagram-Influencer? Instagram-Influencer mit Mathematik. Besser als Chefärztin? Chefärztin mit... Vielleicht lässt sich ja bereits ein Muster erkennen.

Was aber nun, wenn man einfach kein Talent für Mathematik hat? Gibt's nicht! Als Menschen sind wir glücklicherweise ganz automatisch dazu befähigt, mathematisch zu denken.  Schon rein organisch ist unser Gehirn schlichtweg so strukturiert und organisiert, dass es in mathematischen Mustern operiert. Mathematisch zu denken, bedeutet also eigentlich nichts anderes, als unserem Gehirn und seinen Strukturen freien Lauf zu lassen.

Gelegentlich existieren allerdings Blockaden, die darin begründet sind, dass wir unseren logischen Fähigkeiten nicht trauen und unseren Gedanken einen künstlichen Riegel vorschieben. Häufig hat das nichts damit zu tun, dass wir die zu Grunde liegende Mathematik nicht verstehen (das tun wir, wie gesagt, in der Regel ganz automatisch) sondern dass wir von Schreibweisen verunsichert sind, die den Blick auf die dahinter verborgene Systematik verstellen. Die berühmte Regel "Punkt vor Strich" hat zum Beispiel wenig mit Mathematik zu tun. Es handelt sich um eine reine Konvention um Platz zu sparen und man hätte sich genau so gut auf "Strich vor Punkt" einigen können. Schüler*innen, die mit solchen Schreibweisen Probleme haben, beginnen aber leider schnell damit, völlig zu Unrecht an ihren "mathematischen" Fähigkeiten zu zweifeln.

Um es kurz zu machen: Mathematik lohnt sich für jeden und jeder hat Talent für die Mathematik. Es kostet aber – wie bei allen Dingen, die man trainiert – einfach etwas Zeit, um Fortschritte zu machen. Außerdem muss man stets an der richtigen Stelle stehen, um den nächsten Schritt ohne Schwierigkeiten machen zu können. Es würde ja auch niemand frustriert dabei aufgeben, eine Treppe hoch zu gehen, weil es nicht gelingt, auf Anhieb die 5. Stufe zu erklimmen.

Also, keine Panik, wenn es gerade nicht so klappt. Das lässt sich leicht ändern:

Schritt 1: Herausfinden, wo man steht.
Schritt 2: Herausfinden, wo die nächste Stufe ist.
Schritt 3: Einen kleinen Schritt machen.

Bei allen drei Schritten sind wir als Fachschaft Mathematik jederzeit gerne behilflich!

Das machen wir...
...im regulären Unterricht, indem wir stets versuchen, so gut wie möglich individuell zu differenzieren.
...durch Hausaufgaben, die wesentliche Grundlage festigen und bei gewissenhafter Erledigung die beste Erfolgsgrundlage schaffen.
...in Intensivierungsstunden, in denen wir weitere auf unsere Schüler*innen abgestimmte Übungs- und Vertiefungsmöglichkeiten anbieten.
...im Förderunterricht, in dem wir noch mehr Platz für Fragen und gezielte Hilfe gewähren können.
...in unserem Mathematik Grundwissen Kurs auf Mebis, in dem wir alle wichtigen Inhalte der einzelnen Jahrgangsstufen zur Wiederholung zusammengestellt und zahlreiche weitere Übungsangebote verlinkt haben.
...durch den kostenlosen Zugang zu MatheGym, den uns unser Förderverein ermöglicht. (An dieser Stelle ein riesengroßes DANKE!)

Jetzt gibt es aber wirklich keine Ausreden mehr, oder? ;)